Anleitung und Rezept SheleeArt Style: Dutch Pour mit Netzzellen
In diesem Tutorial stelle ich dir den Dutch Pour mit Netzzellen im SheleeArt Style vor. Die Vorbereitung ist zwar etwas umständlicher als für andere Gießtechniken, aber der Aufwand lohnt sich auf jeden Fall. Es existieren unterschiedliche (mehr oder weniger geheime) Rezepte für diese Methode, aber für die meisten werden Materialien verwendet, die hier in Europa nicht erhältlich sind. Deshalb habe ich mir mein eigenes Rezept für diese Technik erarbeitet. In dieser Schritt für Schritt Anleitung inklusive Youtube-Video verrate ich es dir.
Table of Contents
Was versteht man unter dem sogenannten SheleeArt Style?
Der Begriff «SheleeArt Style» oder auch «SheleeArt Stretching Blooms» genannt, ist ein Synonym für einen Dutch Pour welcher sich durch spezielle Lacings bzw. netzartige Zellen auszeichnet. Den Begriff «SheleeArt Style» hat eine gleichnamige, australische Künstlerin welche solche Dutch Pours kreiert ins Leben gerufen. Ganz korrekt ist diese Bezeichnung für diese Technik aber genau genommen nicht, da die besagte Künstlerin weder die Erfinderin noch die Urheberin dieser Technik ist.
Es gibt noch eine Reihe weiterer amerikanischer und australischer Künstler, welche bereits seit Jahren solche Dutch Pours mit Netzzellen kreieren. Da diese Technik aber zur Zeit ziemlich gehyped wird und unter dem Namen SheleeArt Style am meisten bekannt ist, verwende ich der Einfachheit halber in diesem Beitrag ebenfalls diesen Begriff.
Dieses Material brauchst du für die SheleeArt Technik
- Weißer, ungiftiger Bastelkleber auf Wasserbasis für Papier, Holz, Pappe, Stoff usw.
- Hervorragend geeignet als Pouring Medium für die Acryl Fliesstechnik
- Vergilbt nicht und ist lösemittelfrei, trocknet transparent und seidenmatt auf
- Verbessert den Farbfluss duch das Brechen der Wasserspannung
- Erhöht die Aufnahmefähigkeit der Farben
- Verbessert die Mischbarkeit von Farben, Tinte oder Farbstoff auf Wasserbasis
- Minimiert Pinselstriche und verbessert die Streichfähigkeit von Lasuren
- Hochwertiger farbloser Acryl-Holzlack für den Innenbereich
- Sehr umweltfreundlich, auf Wasserbasis ohne Lösungsmittel
- Fettbeständig, sehr gute mechanische Beständigkeit
- Erhältich in glänzend und matt und halbmatt
Weitere benötigte Materialien:
- Adler Aquacryl Holzlack farblos anstelle Holzlack V33 seidenmatt farblos (im Tutorial verwendet)
- Acrylfarbe Gelb
- Solo Goya Acrylic Paynesgrau
- Solo Goya Acrylic Echtorange
- Solo Goya Acrylic Zinnoberrot
- Marabu Acryl Color Titanweiß
- Latex Handschuhe
- Abdeckfolie
- Kleine Mixing Cups
- Mischbecher
- Holzspatel
- Malmesser
- Bunsenbrenner
- Keramikfliese oder kleine Leinwand
Aufbau des Bildes und Begriffe
Dieses Bild wird in drei Schichten gearbeitet, wobei die unterste Schicht – in unserem Bild weiß- die tragende Fläche ist und als Kissen / Cushion bezeichnet wird. Darauf wird die Farbe aufgetropft und mit der Farbe für die Netzzellen / Lacings bedeckt. Damit der erwünschte Effekt entsteht, ist es äußerst wichtig, dass sich alle drei Schichten gleichzeitig bewegen.
Schritt für Schritt Anleitung für den Dutch Pour mit Netzzellen
Mein Rezept für alle Medien bzw. Mixturen (Variante 2)
Kissen / Cushion
Neo Weiß 102 mit Artist Junior Vinylkleber im Verhältnis 1 : 1 verrühren und mit etwas Wasser verdünnen. Die Farbmischung muss recht dickflüssig sein, damit sie in einer dicken Schicht auf der Fliese bzw. dem Malgrund stehen bleibt. Diese Mischung ist gut zugedeckt mehrere Wochen haltbar.
Pouring Medium
100 ml vom Holzlack V33 farblos oder Adler Aquacryl Holzlack farblos mit 100 ml Solo Goya Pouring Medium 1 : 1 verrühren. Diese Mischung dickt noch etwas nach. In einem gut verschliessbaren Behälter lässt sich diese Mischung über ein paar Tage halten.
Farbmischungen
5 ml Farbe mit 15 ml von dem oben angemischten Pouring Medium verrühren. Diese Mischung sollte eine cremig-flüssige Konsistenz haben und sollte gerade noch so vom vom Spatel fließen. Sie sollte allerdings etwa zähflüssiger sein als bei einem herkömmlichen Pouring. Gut zugedeckt kann man sie 2 bis 3 Tage stehen lassen, evtl etwas Wasser zugeben.
Farbmischung für die Netzzellen / Lacings
Wenig Marabu Acryl Color Titanweiß soweit mit Liquitex Flow Aid verdünnen, bis die Farbe eher etwas zähflüssig vom Spatel tropft und der Tropfen sich in 1 bis 2 Sekunden flachlegt. Diese Mischung sollte nicht zu dünnflüssig sein, allerdings auch keinesfalls allzu zäh. Ansonsten ist später die Entstehung der Netzzellen erschwert. Die Richtige Konsistenz zu finden ist hier etwas tricky.
Auftrag des Kissens / Cushion
Giesse etwa 80 ml der Mischung mittig auf eine 10 x 10 cm Fliese. (Für eine 15 x 15 cm brauchst du etwa 100 ml) Das Kissen sollte in einer dicken Schicht stehen bleiben, damit du dein Pouring später optimal in Form schwenken bzw. bewegen kannst. Ist die Mischung zu dünnflüssig, zerlaufen dir die späteren Netzzellen zu stark. Eventuelle Luftblasen spielen zu diesem Zeitpunkt keine Rolle. Wenn sie dich stören, kannst du sie durch Klopfen oder Torchen entfernen.
Schichtung der Farben
Nun solltest du speditiv arbeiten, damit die Farben sich nicht auf den Grund des Malgrundes absetzen bzw. von diesem aufgesogen werden. Dies gilt vor allem, wenn du diese Technik auf einer Leinwand anwendest.
Trage 1 bis 2 Tropfen pro Farbe in beliebiger Reihenfolge auf. Achte dabei auf die Opazität der Farben, damit verschiedenfarbige Zellen entstehen. Die oberste Farbe sollte, wie in meinem Fall, nicht zu hell sein, damit die Netzzellen schön kontrastieren.
Gib nun 1 bis 2 Tropfen der Farbe für Netzzellen / Lacings dazu. Du kannst die Fliese leicht schwenken, um die Farben besser zu verteilen. Danach das Kissen wieder von allen Seiten mit dem Malmesser wieder etwas zusammenschieben.
Du kannst auch eine Ringform (Küche ?) in passender Größe verwenden um ein dickeres Kissen an Ort und Stelle zu halten.
Fertigstellen des Dutch Pours
Nun kommen wir zum schwierigsten Teil, dem Pusten. Es braucht Übung und du musst für dich individuell herausfinden, was für dich am besten funktioniert. Die einen pusten von oben in die Mitte der weißen Farbe, die anderen seitlich. Ich kann die Farbe besser kontrollieren, wenn ich seitlich in die Mitte der weißen Farbe puste und diese somit dünn über die anderen Farben gleiten lasse. Wie bei einem Swipe muss die obere Farbschicht dünn genug sein, damit die darunter liegende in Form von Zellen aufsteigen kann. Diesen Teil kannst evtl. vorab auf einer Fliese üben. Dazu genügt ein Klecks Kissen mit einer Farbe und der Lacing-Farbe. Du kannst auch einen Strohhalm zur Hilfe nehmen und so die Farbe in einem blütenartigen Muster verteilen.
Aber jetzt zurück zu unserem Bespielbild: Achte darauf, nicht zu fest zu pusten, ansonsten mischen sich die Farben mit dem Kissen. Lass die Farben zwischendurch immer wieder in die Mitte zurückfließen. Durch Klopfen oder Torchen kannst du die Zellbildung fördern. Wenn du mit der Zellbildung zufrieden bist, kannst du mit dem Bewegen des Musters beginnen. Entscheide welche Teile du unbedingt behalten willst und schwenke deinen Malgrund zuerst in diese Richtung. Diese Zellen werden am Schluss auch die größten sein weil sie am meisten in alle Richtungen gezogen werden.
Video Tutorial Dutch Pour mit Lacings im SheleeArt Style
In folgendem YouTube-Video siehst du von A bis Z wie ein Bild mit wunderschönen Netzzellen im SheleeArt Style entsteht.
Nachwort
Wie oben schon erwähnt, ist dies eine mögliche Rezeptur für diese Technik. Es gibt diverse andere Rezept-Varianten mit denen sich ähnliche Ergebnisse erzielen lassen. Ich teste auch weiter um nach Möglichkeit ohne Holzlack auszukommen. Nun wünsche ich euch viel Spaß mit dieser Technik und freue mich in unserer Facebook-Gruppe von euren Erfahrungen zu lesen und natürlich auf eure fertigen Werke 🙂
Du möchtest auch noch eine andere Acrylic Pouring Technik ausprobieren? Dann solltest du im Artikel Verschiedene Pouring Techniken erklärt vorbeischauen.
Edith Lüssi lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in der Ostschweiz. Seit ihrer Jugend beschäftigt sie sich mit der Malerei. Einige Jahre nach ihrer Ausbildung zur Chemielaborantin erlernte sie die Herstellung von Porzellanpuppen. Zusammen mit ihrem Mann, der sich dem Formenbau widmete, führte sie über zehn Jahre lang eine Manufaktur für Porzellanpuppen und Keramik in Johannesburg / Südafrika. Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz begann Edith in ihrer Freizeit wieder in Acryl zu malen. Um Familie, Beruf und Hobby unter einen Hut zu bringen, nahm sie an einem zweijährigen Fernkurs für Zeichnen und Malen an der Hamburger Akademie für Fernstudien teil. Weitere Online-Kurse in verschiedenen Malstilen folgten. Heute widmet sich Edith hauptsächlich ihrer großen Leidenschaft, der Fluid Art, und gibt auch Workshops.
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