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Ist Epoxidharz lebensmittelecht? – Alles was du hierzu wissen solltest

 

Die Arbeit mit Epoxidharz bietet eine Vielzahl an Vorteilen. Der Werkstoff ist äußerst flexibel und lässt sich in vielen Bereichen anwenden. Allerdings hat das Harz auch einige Nachteile. In erster Linie sind hierbei die gesundheitlichen Aspekte zu nennen. Im diesem Ratgeber informieren wir dich, wie lebensmittelecht Epoxidharz wirklich ist und was du in diesem Zusammenhang alles beachten solltest.

 

 

Lebensmittelechtes Epoxidharz mit Prüfsiegel

Wenn Kunstharz über einen längeren Zeitraum mit Lebensmitteln oder der Haut in Kontakt kommt ist es wichtig, dass vorab geklärt ist, wie lebensmittelecht Epoxidharz eigentlich ist. Dies ist z.B. der Fall bei

  • Beschichtungen von Lebenmitteltanks
  • Formen, die in der Lebensmittelindustrie verwendet werden (z. B. Schokoladenformen)
  • Haushaltsgegenständen, z. B. Obstschalen oder Schneidebrettern
  • Möbeln aus Epoxidharz, insbesondere Epoxidharz Tische
  • Prothesen
  • Orthesen
  • Innenbeschichtungen von Teichen
  • Aquarien oder Terrarien

Die gute Nachricht vorweg: Die EU kennzeichnet mit einem eigenen Prüfsiegel die Lebensmittelechtheit des Harzes. Für unsere oben genannten Beispiele gibt es speziell entwickelte Produkte, die dieses Siegel tragen. Allerdings ist bei kurzzeitigem Kontakt auch jedes handelsübliche Epoxy lebensmittelecht und daher ungefährlich.

Tipp: Nur wenn Resin vollständig ausgehärtet ist, ist es bei einem entsprechenden Produkt ungiftig bzw. lebensmittelecht. Im flüssigen Zustand sind Epoxidharz und auch die entstehenden Dämpfe IMMER giftig! Daher solltest du strikt darauf achten, dass deine Haut nicht mit flüssigem Harz in Kontakt kommt.

 

 

Zertifizierung nur für ausgewählte Produkte

Noch vor wenigen Jahren legten die verschiedenen Länder selbst fest, welche Normen und länderspezifischen Zertifikate notwendig waren, um ein Epoxidharz als «lebensmittelecht» deklarieren zu dürfen. Nach der Einführung der EU-einheitlichen Richtlinien haben viele Hersteller des Gießharzes darauf verzichtet, ihre Produkte erneut prüfen zu lassen, um das Prüfsiegel zu erlangen. Dies liegt zum einen daran, dass die Erlangung des Siegels mit einer ganzen Menge Aufwand verbunden ist. Zum anderen ist die Zulassung für den Hersteller sehr teuer. Aus diesem Grund sind nur wenige Epoxidharze mit dem Prüfsiegel am Markt. Und diese sind dementsprechend teuer.

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Lebensmittelechtheit – was bedeutet das eigentlich genau?

Es gibt keine genaue Definition davon, was ein Material zu einem lebensmittelechten Werkstoff macht. Allerdings müssen einige Anforderungen in jedem Fall erfüllt werden. Hierzu zählen z. B. die Vorgaben der Lebensmittelkonformität der Food and Drug Administration (FDA), des Bundesamtes für Risikobewertung sowie die Anforderungen gemäß der Verordnung der EU Nr. 10.2011.

Grundsätzlich gilt ein Material als lebensmittelecht, wenn es in unmittelbaren Kontakt zu Lebensmitteln kommen kann, ohne dass gesundheitliche Risiken bestehen. Dies bedeutet:

  • Das Material gibt keinen Geschmack oder Geruch an das Lebensmittel ab
  • Die Gesundheit des Menschen ist nicht gefährdet, wenn ein Lebensmittel nach dem Kontakt mit dem Werkstoff verzehrt wird
  • Das Material gibt keine oder nur sehr wenige unvernetzte Bestandteile an das Lebensmittel ab
  • Die Zusammensetzung des Lebensmittels ändert sich durch den Kontakt mit dem Werkstoff nicht

Im Zweifel solltest du dich vorab beim Hersteller über die Lebensmittelechtheit seines Produktes rückversichern. Außerdem ist es wichtig, das vom Hersteller empfohlene Mischungsverhältnis bei der Verarbeitung genau zu beachten, um eine bestmögliche Qualität des Harzes zu erhalten.

 

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Epoxidharz – giftig oder ungiftig?

Eine grundsätzliche Aussage, ob Epoxidharz nun giftig oder ungiftig ist, kann nicht getroffen werden. Dies ist in erster Linie von der chemischen Zusammensetzung der einzelnen Produkte abhängig. Diese kann jedoch je nach Verwendungszweck unterschiedlich sein. Ein Gießharz kann also gesundheitsschädlicher sein als ein anderes. Trotzdem gilt immer, sich bei der Arbeit mit dem Harz bestmöglich zu schützen. Fasse das Harz oder den Härter niemals ohne Schutzhandschuhe an. Vor den schädlichen Dämpfen kannst du dich mit einer Atemschutzmaske schützen. Auch die Verwendung einer Schutzbrille, um zu verhindern, dass Harz-Spritzer versehentlich in die Augen geraten, ist empfehlenswert.

Im Wesentlichen kann man jedoch zwei grundsätzliche Aussagen bezüglich der Giftigkeit von Epoxidharz festhalten:

  • Flüssiges Epoxidharz ist immer giftig
  • Im ausgehärteten Zustand ist das Harz ungiftig, jedoch nicht immer lebensmittelecht

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Das Einatmen der entstehenden Dämpfe sollte immer vermieden werden. Allerdings musst du wissen, dass der direkte Hautkontakt mit dem Harz noch deutlich gesundheitsschädlicher ist als die ebenfalls giftigen Dämpfe. Inzwischen werden einige Gießharze zumindest teilweise aus natürlichen Inhaltsstoffen hergestellt. Trotzdem sind auch diese giftig, wenn sie sich im flüssigen Zustand befinden. Insbesondere bei den folgenden Inhaltsstoffen ist Vorsicht geboten:

 

Karbolsäure / Phenol

Karbolsäure wird heute in der Landwirtschaft als Unkrautvertilger eingesetzt. In seltenen Fällen findet es bei niedriger Dosierung auch Anwendung als Desinfektionsmittel. Wird es sehr hoch dosiert gilt es als Nerven- bzw. Zellgift und kann chemische Verbrennungen verursachen, wenn es mit der Haut in Kontakt kommt.

 

Epichlorhydrin / Präpolymere und Diglycidylether:

Bei diesen Stoffen sind bei direktem Kontakt mit der Haut allergische Reaktionen bekannt. Auch nicht therapierbare Kontakt-Ekzeme sind möglich. Die Wirkung, wenn diese beiden Stoffe kombiniert werden, sind bisher noch unbekannt. Setzt man sich über längere Zeit einer sehr hohen Konzentration von Epichlorhydrin oder Diglycidether aus besteht der Verdacht, dass sie krebserregend sein können. Austretende Dämpfe können zudem Lähmungen der Atemwege, Reizungen der Schleimhäute oder Delirien hervorrufen. Kommt man sehr häufig und über einen längeren Zeitraum mit den giftigen Stoffen in Kontakt sind Nervenschädigungen oder Nierenschäden ebenfalls möglich.

Tipp: Die auf dem Markt erhältlichen Produkte unterscheiden sich deutlich in ihrer Giftigkeit. Produkte, die in der Regel von Heim- und Handwerkern verwendet werden, sind weniger bedenklich als die sogenannte Industrieware. Diese enthält häufig deutlich mehr giftige Stoffe, weil davon ausgegangen werden kann, dass sie in der Industrie in isolierten Räumen mit Absaugungsmechanismus verarbeitet werden. An diesem Punkt wird deutlich, dass zugunsten des Gesundheitsschutzes und der Qualität nicht am falschen Ende gespart werden sollte. Denn die gesundheitsschädlichere Industrieware ist deutlich günstiger als die Produkte für Heimwerker.

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Woher weiß ich, wie unbedenklich mein Epoxidharz ist?

Bei Fragen zur Lebensmittelechtheit und Giftigkeit des von dir verwendeten Harzes wendest du dich am besten direkt an den Hersteller. In der Regel stellt dieser auf seiner Webseite die Sicherheitsdatenblätter seiner Produkte zur Verfügung. Hier kannst du genau nachlesen, wie die Inhaltsstoffe eines bestimmten Gießharzes klassifiziert werden. Ebenso aufschlussreich ist das Gefahrstofflabel. Im Zweifel lohnt sich oft ein Anruf beim Unternehmen selbst bzw. der Kundenhotline, um weitere Fragen zu klären.

Auch die ASTM Norm ASTM D4236 – 94 kann ein Indiz dafür sein, sofern das Epoxidharz ein entsprechendes Label hat.

 

 

Sicherheit geht vor – Hinweise zur Arbeitssicherheit

  • Harz und Härter enthalten auch dann giftige Stoffe, wenn sie noch nicht miteinander vermischt wurden. Deshalb solltest du immer darauf achten, dass keiner der Stoffe direkten Hautkontakt bekommt.
  • Nach dem Mischen der beiden Komponenten tritt eine chemische Reaktion ein, die giftige Dämpfe entstehen lässt. Eine wichtige Schutzmaßnahme, um diese nicht einzuatmen, ist die Verwendung einer Atemschutzmaske mit A2-Filter. Hiermit bist du vor organischen Dämpfen und Gasen geschützt.
  • Zum Schutz deiner Hände solltest du Nitrilhandschuhe verwenden. Latexhandschuhe sind für die Arbeit mit Epoxidharz nicht ausreichend.
  • Um die Augen vor möglichen Spritzern zu schützen ist das Tragen einer Schutzbrille unerlässlich.
  • Auch beim anschließenden Schleifen, Sägen oder Bohren des ausgehärteten Harzes sollte wieder eine Atemschutzmaske zum Einsatz kommen. Das Gießharz an sich ist nach dem Aushärten zwar ungiftig, durch die weitere Bearbeitung kann jedoch giftiger Staub entstehen, der ebenso wie die Dämpfe unbedingt nicht eingeatmet werden sollte.

Tipp: Achte bei der Arbeit mit Epoxidharz immer darauf, dass der Raum, in dem du arbeitest, gut belüftet werden kann. Verzichte zu deiner eigenen Sicherheit auch bei der weiteren Bearbeitung des ausgehärteten Werkstückes nicht auf entsprechende Schutzkleidung.

 

Frühzeitige Behandlung von Hauterkrankungen

Stellst du kurz nach der Arbeit mit Epoxidharz Veränderungen an deiner Haut fest solltest du auf keinen Fall zu lange damit warten, einen Arzt aufzusuchen. Nach Möglichkeit sollte dich der erste Weg zu einem qualifizierten Hautarzt führen. Werden durch schädliche Stoffe des Harzes ausgelöste Hautreaktionen nicht behandelt, werden sie häufig chronisch. Hautsymptome können auch auftreten, wenn Epoxidharz-Dämpfe eingeatmet werden, ein Hautkontakt ist dafür nicht notwendig. Jeder Mensch reagiert anders auf die Stoffe, unterschätze deshalb nicht die Giftigkeit, auch wenn du keine Symptome zeigst beim Einatmen oder dem direkten Hautkontakt.

Wenn du die Verarbeitung- und Sicherheitshinweise beachtest, ist Epoxidharz ein unglaublich vielseitiger Werkstoff mit vielen Vorteilen, aber deine eigene Sicherheit sollte immer an erster Stelle stehen.

 

Quellen:

EU Verordnung

Toxikologiebroschüre von PlasticsEurope

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